|
Pressecommuniqué vom 16. Dezember 2005:
|
Ein Schwein ist keine
Erfindung!
Greenpeace fordert Minister
Krecké und die Wirtschaftskommission auf, die Umsetzung der Biopatentdirektive
umgehend zu stoppen
München/Luxemburg - Greenpeace
warnt heute in München vor der Patentierung von Schweinen. Der amerikanische
Agrar-Konzern Monsanto hat bei der Weltpatentbehörde in Genf verschiedene
Patentanträge registrieren lassen, in denen ganze Schweinerassen als Erfindung
beansprucht werden. Das Europäische Patentamt (EPA) muss die Patentanträge nun
prüfen und über eine Erteilung des Patentes in Europa entscheiden. Mit einem
Korb voll Ferkel fordern Greenpeace und die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft
Schwäbisch Hall die Mitarbeiter des EPA heute auf, die Patentanträge abzulehnen.
Die Ferkel gehören zur traditionellen Rasse der Schwäbisch-Hällischen
Landschweine, die ebenfalls von dem Patent betroffen wären.
"Ein Schwein ist keine Erfindung", sagt Christoph Then, Patentexperte von
Greenpeace. "Monsanto will Züchter und Landwirte beklauen. Diese Patentanträge
stellen an Dreistigkeit alles bisherige in den Schatten. Mit der Patentierung
von Tieren, Saatgut und Genen muss endlich Schluss sein."
In insgesamt zwölf Patentanmeldungen beschreibt Monsanto unter anderem
genetische Merkmale, die für fast alle europäischen Schweinerassen typisch sind.
Werden diese Erbanlagen gefunden, können die Nachkommen der Schweine von
Monsanto als Erfindung beansprucht werden. Greenpeace hat auf Grundlage der
Beschreibung eines dieser Patente (WO 2005/017204) ein Testsystem zur
Untersuchung der Erbanlagen der Tiere entwickeln lassen und stichprobenartig 30
Schweine von neun Rassen beziehungsweise deren Kreuzungen untersucht. Das
Ergebnis: Acht Rassen und etwa 50 Prozent der Borstentiere sind von dem Patent
betroffen. Darunter sind moderne Hochleistungsrassen ebenso wie Schweine, die
vorwiegend in naturnaher und ökologischer Landwirtschaft gehalten werden.
Auch in der Rasse der Schwäbisch-Hällischen Landschweine finden sich Erbanlagen,
für die Monsanto jetzt ein Monopol will. Deswegen hat die Bäuerliche
Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) einen Wurf der
entsprechenden Ferkel nach München gebracht, um dem Patentamt Beweise dafür zu
bieten, dass diese Schweine keine Erfindung des US-Konzerns sind. Die
Zuchtgeschichte der Uralt-Schweinerassen reicht bis ins Jahr 1820 zurück.
"Die Schweine-Patentanträge sind ein weiteres Beispiel für die skrupellose
Monopolisierung der Landwirtschaft durch das Patentrecht", sagt Martina Holbach
von Greenpeace Luxemburg. "Die EU-Biopatentdirektive, die
jetzt vom Luxemburger Parlament im Eilverfahren umgesetzt werden soll, wird
solche Auswüchse auch in Luxemburg legalisieren. Greenpeace fordert Minister
Krecké und die Abgeordneten der Wirtschaftskommission auf, die Umsetzung der
Biopatentdirektive umgehend zu stoppen."
Im Jahr 2005 wurden vom Europäischen Patentamt über 100 Patente auf Pflanzen,
über 40 Patente auf Tiere und etwa 200 Patente auf menschliche Gene erteilt. Nie
zuvor wurden in einem einzigen Jahr mehr Patente auf Leben erteilt.
Weitere Informationen:
Monsanto will weltweites
Schweine-Monopol
(Greenpeace Deutschland, Dezember 2005)
Martina Holbach, Greenpeace Luxemburg, Tel. 54 62 52 1.
Die Laboranalysen und Fotos der heutigen Aktion in München sind auf Anfrage
erhältlich.
|